Überlieferungen

Regina Kohle (82)

Regina ist die Tochter von Klemens Hirschspieler. Klemens war ein guter und lustiger Musikant und war dadurch bei der Fasnet immer dabei. Er hat desöfteren zusammen mit Alfons Flaitz das lustige Stück
„der kleine Mann im Butterfaß“ aufgeführt.
Von der Bauernhochzeit kann Sie berichten, daß das Häs von Leidringen und Empfingen ausgeliehen wurde.
Von den Dominos, die man bei Heinrich Schneider und Anna Wiest ausleihen konnte, weiß Sie, daß man damals etwa 30 Pfennig Gebühr entrichten mußte.
Vom Scheffeltanz der in den 20er Jahren aufgeführt worden ist, waren die Leute begeistert. Die Tänzer machten mit ihren mit Reisig gebundenen Bögen allerlei Figuren.
Vor dem Löwen wo ehemals der Pferdestall gestanden hatte wurde ein Loch gegraben und dann ein paar Schnapsflaschen vergraben. Konstantin Schneider hat dazu eine Grabrede gehalten und unter großem Geheule wurde die Fasnet dann begraben.

Anna Siedler (?)

Anna war auch bei der Bauernhochzeit dabei. Sie kann sich auch an ein altes Fasnetsmotto erinnern[Stoß und Hebrecht].
Am Fasnetsdienstag hat man die Fasnet begraben, dabei wurde altes Häs und Schachteln verbrannt, und die Asche nachher unter lautem Gehäule vergraben. Initiator war dabei der alte Küfer.

Heribert Pfister (86)

Heribert war Mitglied der „Henkelbande“ und kann sich an einen Tanz erinnern, der in den 30er Jahren abgehalten wurde. Dabei handelt es sich um den sog. Scheffeltanz, der von dem damaligen Lehrer Leute einstudiert wurde. Dieser Tanz hat August Pfister (Kunstmahler) von seiner Lehrzeit aus München mitgebracht.
Jeweils zwei Personen trugen eine Kranzschleife, die dann beim Tanz in der Gruppe zu versch. Figuren zusammengefügt wurden. Der Tanz wurde in der Kreuzstraße vorgeführt.
Am Rosenmontag war Umzug mit Gruppen und Wagen. Es waren etliche Schantle dabei. Teilweise auch mit Schellen am Häs. Das Häs bestand aus Blätzle in versch. Farben.

Johanna Roggenstein (86)

Johanna war ebenfalls Mitglied der Bauernhochzeit. Sie kann der Aussage über den Ablauf der Bauernhochzeit von Anna nur zustimmen. Außerdem spielte sich früher die Fasnet hauptsächlich vor dem Rößle ab. Johanna war beim Hexenspringen fast immer dabei. Nach Drei- Könige wurde Dienstags, Donnerstags und Samstags das Hexenkleid ausgeliehen und dann gieng es in die versch. „Hexenhäuser“. Dort angekommen wurde getanzt und die Leute mit Gruß (Asche) eingeschmiert.
Von dem Sängerfest kann Sie ebenfalls berichten. Sie weiß, daß der „Renka Fiddl“ Preisrichter gewesen ist.
Bei den Umzügen waren früher oft Bärentreiber dabei. Die Männer wurden mit Saubohnenstroh eingebunden und diese Strohbären gingen dann auf die Leute los, und wurden von den Bärentreibern in Schach gehalten.

Lied : Schottisch Polka tanz ich gern,
mit dem schönen jungen Herrn,
mit einem schönen Offizier
desto lieber ist es mir.

Anna (?)

Anna war Mitglied bei der Bauernhochzeiz in den 30er Jahren, und ist nach eigener Aussage eine „Kerige Hex“ gewesen. Der Ablauf war folgendermaßen :
Morgens war Aufstellung bei der Klosterscheuer. Von da aus ging der Festzug bis zum Adler. Im Rößle wurde der Ehrentanz getanzt. Es gab auch eine Zeche. Um die ganze Hochzeit abhalten zu können sammelte der Friseur Kopp von den Dorfbewohnern Geld. Der Friseur Kopp war ein großer Initiator der Gruoler Fasnet. Kopp war ein gebürtiger Schrammberger, eine Hochburg der Schwäbischen Allemannischen Fasnet, deshalb sein großes Engagement.
Anna ist noch im Besitz eines Schäppels den sie bei der Bauernhochzeit getragen hat. Ebenfalls stammt von ihr ein Dominokleid, das noch sehr gut erhalten ist.
Fasnetssprüche : Siehst du nit do kemmt d’r
Graoße Schritte nemmt d’r
Siescht du nit do kemmt er scho
der versoffne Schwiegersoh.

Maria Siedler (83, Rößle-Wirtin)

Von Maria Siedler stammt ein roter Domino, der mit Silberborden umsetzt ist. Von der Gruoler Fasnet kann sie selber nicht viel bericheten, weil sie erst 1952 nach Gruol hergezogen ist. Aber ihr verstorbener Mann hat ihr einst erzählt, daß vor dem Gasthaus Rößle ein Singwettbewerb stattgefunden hat. Dabei haben die einzelnen Gruppen nicht gesungen, vielmehr mußten sie nur die Mäuler aufstrecken und so tun als ob sie singen würden